geschichten:
Privat
Begonnen hat alles damit, dass ich am
Sonntag beim Staubsaugen feststellte, dass der Telefonhörer
nicht richtig aufgelegt war. Eine Minute später
rief mich Silke an. Sie las mir ihr Horoskop für
das nächste Jahr vor, in dem sie sich zwischen
einem Wassermann und einem Steinbock entscheiden müsste.
Meine Chancen stiegen damit von null auf fünfzig
Prozent.
In der darauffolgenden Woche verbrachten
wir so um die vierzig Stunden mit Quatschen, Fernsehen,
Discobesuch, Hütchenspiel, Mensch ärgere dich
nicht und Weihnachtseinkäufen, mein CD-Player war
währenddessen auf die Endloswiedergabe von James
Taylors YOU'VE GOT A FRIEND programmiert. Der Rest der
Woche kam dem Kurs der Telekom-Aktie zugute.
Ob aus diesem gemeinsamen Verbringen der
Zeit auf das Bestehen oder Entstehen einer Beziehung
geschlossen werden kann, hat mich dann halt selbst mal
interessiert - wie Silke/Konstanz treffend bemerkte
ging es mich ja eigentlich nichts an. Ich schrieb ein
neues Lied, welches ich Silke vorsingen konnte, und
das sicher für Klarheit sorgen würde.
Wie sich herausstellte, war alles nur ein
Missverständnis und lediglich platonisch zu verstehen.
Aber eigentlich ist das ja auch nicht so wichtig.
An dieser Stelle muss ich Joern noch ein
Riesen-Kompliment machen. Auf meinen zwischenzeitlichen
Glückszustand reagierte er gelassen und mit völligem
Verzicht auf die Auskunft "Das gibt sich".
Ich hoffe, dass seine blutige Lippe inzwischen verheilt
ist.
Das Thema PODIUM ist ausgeleiert und
abgehakt.
Deshalb lässt sich kein Insider, ob Bedienung oder
Stammgast, mehr finden, der sich zu den Zuständen
und Vorgängen im PODIUM noch äussert. Ich
bin dafür bekannt, dass ich mich angewidert abdrehe,
wenn sich ein Gespräch ums PODIUM dreht.
Der Nachteil an dieser Einstellung ist allerdings,
dass ich wichtige Informationen erst spät erhalte.
So habe ich erst dieses Jahr erfahren, dass Hayri vor
dreieinhalb Jahren einmal an der Klimaanlage vorbeigelaufen
ist, ohne an den Knöpfen herumzuspielen.
Dass Svenchen und die nichts sagende Lisa
zusammen sind, bemerkte ich erst, als die zwei Wellensittiche,
für jeden sichtbar, nicht mehr ansprechbar waren.
Um die ungeliebten, türkischen, Rommé-Spieler
vom PODIUM fernzuhalten, hat Hayri ein allgemeines Kartenspiel-Verbot
für das Café ausgesprochen. Damit versucht
Hayri, den Vorwurf der Diskriminierung zu umgehen. Sorgen
bereitet mir allerdings die Möglichkeit, dass beim
nächsten betrunkenen Randalierer der Ausschank
von alkoholischen Getränken eingestellt wird.
Man kann nur hoffen, dass es sich dann um einen Deutschen
handelt.
Den könnte Hayri einfach rauswerfen.