geschichten:
Maaacht nix!
Wir haben alle unsere Schwächen. Meine
Schwäche sind zum Beispiel die Proleten.
Nein, nein, nicht diese von Karl Marx umsorgte Klasse
der materiell Abhängigen ohne Besitzanteile an
den Produktionsmitteln, die sich in allen Ländern
vereinigen und in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft
die Herrschaft übernehmen sollen. Ich meine die
schon ausgestorben geglaubte Gruppe der Vokuhila-Oliba-Weso-Lekras,
diese Slipper tragenden Dinosaurier des schlechten Geschmacks
und der guten Manieren.
- HE, DU! (nicht zu verwechseln mit Hey, Mann) und
- Hast sicher Abi, hä?
Für meine Schwäche dieser Gruppe
gegenüber gibt es zwei wichtige Gründe.
Erstens befindet sich diese Gruppe im Besitz magischer
Kräfte, die sie gegenüber Anderen in die Lage
versetzen, ein Gefühl geistiger Überlegenheit
in ein Gefühl der Hilflosigkeit zu verwandeln.
Zweitens ist diese verloren geglaubte Minderheit keine
Minderheit mehr.
Sie kommen wieder aus ihren Löchern gekrochen!
Sie vermehren sich! Sie sind ÜBERALL!
Bis vor kurzem war es einfach, sich den
Einflüssen dieser intellektuellen Raketen zu entziehen.
Sie hatten ihre eigenen Veranstaltungen. In der Sommer-/Herbstsaison
gab es die Gullideckel-Feste, durch die das Problem
auf die umliegenden ländlichen Gemeinden verlagert
wurde. In der Winter-/Frühjahrsaison galt es ausschliesslich,
die Festhallen zu meiden, in denen unter dem Begriff
Fastnacht kulturelle Veranstaltungen für den anspruchsvollen
Teil der Bevölkerung durchgeführt werden.
Das war sehr schön.
Inzwischen findet man im PODIUM Prols mit
Abi, die in der Disco die Gesetze der Schwerkraft mit
halbvollen Biergläsern im Experiment erforschen.
Konsumiert wird dann Dosenbier, dass an den Tankstellen
zu günstigeren Preisen angeboten wird. Im Café
sitzen die schulisch benachteiligten Prols. Sie definieren
sich über ihre ausgeprägten Instinkte, welche
sie in die Lage versetzen, einen geilen Arsch von einem
Pferdehinterteil zu unterscheiden. Sie pflegen ihre
Konversationen mit Grabsch- und Grunzritualen zu eröffnen,
bei Meinungsverschiedenheiten entscheidet das Los.
Vor dem PODIUM findet man schliesslich die restlichen
Prols, die für eine Aufnahme in eine der beiden
anderen Gruppen nicht die nötigen Qualitäten
oder Qualifikationen besitzen.
Nun könnte man meinen, dass dieser
Zustand auf Hayris verfehlte Werbestrategie zurückzuführen
ist, der schon seit längerem versucht, die Marke
PODIUM bei Grümpelturnieren und in Polizeizeitschriften
zu plazieren.
Dem ist aber nicht so!
Auch in anderen Lokalen hat die Lebensfreude und das
Bedürfnis, Spass zu haben, einer Willste-Ärger-Mentalität
Platz gemacht. Ausnehmen möchte ich dabei den WILDEN
MANN und das CUBANITO, in denen die Golf fahrenden Gipser
und Bankkaufleute sich weiterhin gegenseitig ihrer überragenden
Bedeutung und Wichtigkeit versichern.
Zuletzt musste ich feststellen, dass ich,
der ich mich für unabhängig und nicht manipulierbar
gehalten habe, von den Neuen Proleten laufend beeinflusst
wurde. Bei jedem Kontakt mit Mitgliedern dieser Gruppe
bekam ich schlechte Laune, der Tag und der Abend waren
versaut.
Zum Glück habe ich Freunde, die im
Besitz von Zauberformeln für die Lösung von
derartigen Problemen sind.
- Wir sind in Lörrach. Wir sind tolerant.
Dieser von Olli stammende Ansatz konnte mich leider
nicht wirklich beruhigen.
Mein besonderer Dank gilt deshalb Joern, dessen Lösungsvorschlag
so viel innere Stärke und positive Kraft entwickelt,
dass einem das Herz lacht:
- Maaacht nix! Wir nehmen jeden!