geschichten:
Karriere
Wer im Berufsleben Karriere machen will,
sollte beachten, dass sich das Wort vom lateinischen
"carrus", also "Karren" ableitet.
Die wichtigsten Fragen sind deshalb 1) "Wer hat
den dicksten Karren?", 2) "Wer darf fahren?"
und 3) "Wer muss ziehen?". Am Ende einer erfolgreichen
Karriere sind diese Fragen geklärt und werden abgelöst
durch die Frage 4) "Wer holt eigentlich die Milch?".
Da ich kein Karriere-Typ bin, habe ich einen
eigenen Katalog mit Kriterien entwickelt, nach denen
ich meine Arbeitsstellen aussuche. Neben einer reduzierten
Wochenarbeitszeit und einem angenehmen Umfeld achte
ich darauf, dass ich nur Tätigkeiten übernehme,
die ich gerne und gut ausführen kann. Den geringeren
Verdienst gleiche ich dadurch aus, dass ich kein Auto
und seltener in den Urlaub fahre, und weder an der Börse
noch im Lotto spekuliere. Praktisch bedeutet dies, dass
meinen Arbeitgebern nach drei Jahren das Geld ausgeht,
und ich mich nach einem neuen Job umsehen muss.
Der Zusammenhang zwischen den beiden letzten
Aussagen ist mir selbst nicht ganz klar, ich wollte
ihn aber dennoch erwähnen. Einsamer Spitzenreiter
ist dabei die Firma VIZONA (vormals Vitrashop), die
bereits zwei Wochen vor meinem Arbeitsbeginn so was
von Pleite war, dass sie einen kompletten Einstellungsstopp
verhängte. Nur um mich loszuwerden!

Inzwischen habe ich einen Brötchengeber gefunden,
der meine Anforderungen mehr als erfüllt. Es handelt
sich um die Firma BÜRKLE GMBH, die "Innovative
Produkte für Labor, Industrie und Wissenschaft"
herstellt und vertreibt. Die Produkte werden mit grosser
Liebe zum Detail und zum Design gefertigt und in einem
eigenen Katalog angeboten. Als gestalterisches Vorbild
gilt der MANUFACTUM-Katalog, in dem neben einem Maniküre-Rahmenetui
aus vegetabil gegerbtem Rindleder mit vernickeltem Stahlrahmen
(76,18 €) auch eine Nasendusche aus Thüringen
(16,36 €) und eine Wärmflasche aus Kupfer,
brüniert und gewachst (49,60 €), mit passendem
Filzüberzug aus 100 % Gotlandwolle (80,78 €)
zu finden sind. Intern wird deshalb auch gerne von der
Bürklé-Familie (Bürk-leh) gesprochen.
Neben anderen Annehmlichkeiten wird hier
zur Unterhaltung der Angestellten ein regelmässiges
Show-Programm dargeboten, das die aktuellen Angebote
in Funk und Fernsehen weit in den Schatten stellt. Informationen
werden in übersichtlichen Excel-Tapeten (1,5 x
2,5 Meter) aufbereitet, mit denen sich dann Marlene,
unser Lehrling, wie mit einem indischen Sari einwickelt.
Die Ausdrucke werden nach Gebrauch den Mitarbeitern
zur Verschönerung der eigenen vier Wände zur
Verfügung gestellt.
Gestern hat Silvie (unsere Buchhalterin!) erzählt, dass es am Vortag vier Unfälle gegeben hätte. Davon drei mit einem Rollerfahrer und einer mit einem Fahrradfahrer. Da ich selbst leidenschaftlicher Rollerfahrer und Mitglied bei der IG Velo bin, geht mir das nicht mehr aus dem Kopf. Nun bin ich am Überlegen, was Silvie eigentlich sagen wollte. Wollte sie erklären, dass Rollerfahren drei mal so gefährlich ist wie Fahrradfahren? Aber: Gab es noch andere Unfallbeteiligte? Wieso wurden diese nicht erwähnt? Oder meinte sie, dass man als Rollerfahrer nach drei Unfällen an einem Tag nicht auch noch mit dem Fahrrad losfahren sollte? Ich werde sie morgen einmal fragen.
P.S.:
Für unsere Betriebsfeier suchen
wir noch dringend kleine Senftuben (max. 10 ml) mit
Schraubverschluss. Wer eine Bezugsquelle kennt, soll
sich bitte bei Gerlinde melden!